bemalte Bildnisse in Städten als Werbeträger
In den Zentren von Städten wurden so um die Jahrtausendwende bis etwa 2010 (? der Trend scheint abzuflauen?) bemalte Polyesterfiguren von ca. 2m Größe aufgestellt. Sie stellen iguren dar, die in irgendeinem Zusammenhang mit der Stadt stehen (Wappen, Wahrzeichen, regionales Original, Sagenfigur). Wenn es sich um Tiere handelt, kommen manchmal zwei Varianten vor – auf allen Vieren, aufgerichtet auf zwei Beinen, ansonsten sind die Figuren alle gleich. Die Figuren werden weiß grundiert geliefert, und dann jeweils individuell von so genannten Sponsoren bemalt – die Bemalung hat in der Regel einen Zusammen mit dem Geschäft des Sponsors.
Das Aufstellen beginnt in der Regel mit einer „Parade“, dann stehen die Figuren meist in räumlicher Nähe zu den Sponsoren. An sich ist die Dauer der Aufstellung begrenzt, häufig kommt es aufgrund der „Wünsche des Publikums“ zu einer Verlängerung. Manche bleiben jahrelang stehen.
Von den Kulturseiten der Zeitungen werden diese Aktionen in der Regel ignoriert oder als Kitsch abgetan.
Die Besucher der Innenstädte beachten sie dagegen schon; sie diskutieren, welche schöner sind und wie die Malerei zu dem Auftraggeber passt. Kinder werden gerne auf die Figuren gesetzt.
München, Fußgängerzone 2006. Der Löwe ist das Wappentier Bayerns.
Fragen
- Was unterscheidet Figuren als Bildträger von flachen?
- Worin liegt der Spaß, den viele beim Anschauen der Figuren haben?
- Was erwarten sich die Auftraggeber der Malereien?
- Warum werden derartige Aktionen von der Kulturberichterstattung ignoriert?
- Welche Aufgaben müssen die Maler lösen?
Übungen
Besorgen Sie sich im Baumarkt oder Geschenkeladen Figuren aus Ton oder Kunststoff, grundieren Sie diese weiß und entwickeln Sie ähnlichen Malereien. Für welche Städte oder Gelegenheiten könnten diese bemalten Figuren passen?
Überlegen Sie, warum diese Übung in der kunstpädagogischen Öffentlichkeit (z. B. bei KunstlehrerInnen) eher „schlecht“ ankommen dürfte. Entwickeln Sie Argumente, die diese Übung dennoch rechtfertigen können – argumentieren Sie dabei wahlweise
- mit aktueller Kuns
- Alltagsästhetik
- individuellem Ausdruck
- oder Medienpädagogik.
Andreas Siekmann hat weltweit entsprechende Figuren gesammelt und die Bruchstücke zu einem Knödel zusammengefügt, der zusammen mit dem oben abgebildeten Container in Münster 2007 im Rahmen von skulptur projekte münster 07 ausgestellt wurde.
Er reagiert auf die Diskussion um die Privatisierung des öffentlichen Raums und die Funktionsweise von Bildender Kunst in diesem Prozess. Er hat kommerzielle Städte-Maskottchen wie „Berliner Bär“, Hamburger Wasserträger usw. kopiert, kitschig lackiert, zerstückelt und zu einer Müllkugel zusammenmontiert, die er zusammen mit dem Schredder-Container im Ehrenhof des Erbdrostenhofes zeigt. Damit will er die „Trickle down“-Theorie kritisieren, nach der der Reichtum weniger zu den Armen nach unten durchsickert.
Erstveröffentlichung 26.3.2007