Abstraktion als Kommunikationsmethode
Hier werden Fragen der bildnerischen Abstraktion behandelt und Tipps gegeben, wie man sie macht.
Abstraktion ist ein beliebtes Thema in der Kunstpädagogik. Üblicherweise wird es an Beispielen der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts behandelt
Hier geht es um verschiedene Aspekte der bildlichen Abstraktion im Hinblick auf Kommunikation.
Sammeln & Ordnen
Sammeln Sie möglichst viele und unterschiedliche Bilder und ordnen Sie diese gemeinsam mit anderen nach dem Grad der Abstraktion oder andersherum nach dem Ikonizitätsgrad. Eine einfache und effiziente Bildersammlung für diese Aufgabe sind die verschiedenen Schulbücher. Aber auch Bilder auf Produktverpackungen bieten ein reiches Anschauungsfeld.
Interpretieren
Bilder auf Produktverpackungen
Wählen Sie eine Produktgruppe (Milch, Mineralwasser, Katzennahrung, Obstkonserven, Schokolade &c) aus und sammeln Sie Verpackungen unterschiedlicher Produkte (Marken, Preissegmente, Qualitäten). Ordnen Sie die dabei verwendeten Bilder nach dem Abstraktionsgrad.
Was soll mit dem unterschiedlichen Abstraktionsgrad mitgeteilt werden?
Abstraktion und Verwendung
Untersuchen Sie, welche Zusammenhänge zwischen dem Abstraktionsgrad und der Verwendung von Bilder bestehen (Passfoto, Illustrationen in einem Kochbuch, Abbildung auf einem Zeichenblock, Foto in der Zeitung). Beschreiben Sie die Regelmäßigkeiten, die sich daraus ergeben:
Bei welchen Gelegenheiten werden eher abstrakte, bei welchen eher naturgetreue Abbildungsweisen verwendet? Warum werden diese Bilder so verwendet?
Welche Ziele werden damit verfolgt?
Abstraktionsmethoden
Abstraktion ist eine Form der Vereinfachung (Reduktion von Komplexität). Ausgangspunkt ist die wahrgenommene Welt. Jede bildliche Darstellung ist eine Reduktion, eine Vereinfachung. Die dreidimensionale Welt wird auf den zwei Dimensionen der Bildfläche abgebildet. Eine Dimension wird weggelassen.
Untersuchen Sie die Beispiele, die Sie gesammelt haben, daraufhin, welche Aspekte weggelassen oder vereinfacht werden:
- konkreter Ort
- Farbe
- Oberflächenbeschaffenheit
- Schatten
- Perspektive
- Details
- ….
Diese Aspekte lassen sich nicht nur auf gemalte und gezeichnete Bilder sondern auch auf Fotografien anwenden, und dies vor allem in Zeiten, in denen Bilder leicht digital bearbeitet werden können. – Models werden digital von Hautunreinheiten befreit.
Bilder verstehen
Abstrahierte Bilder sind einfacher, weniger spezifisch und damit allgemeiner verwendbar. Sie enthalten weniger Informationen. Weil sie sich auf das Wesentliche beschränken, sollten sie besser verständlich sein. Allerdings kann zu starke Reduktion dazu führen, dass das Verstehen erschwert wird. – Es müssen höhere Interpretationsanstrengungen erbracht werden. Was bei der Herstellung „reduziert“ wurde, muss wieder dazu interpretiert werden.
Von der Aufforderung, Kinder an die Hand zu nehmen, lenken keine Details ab.
Bei dieser Fotografie ist schwer zu entscheiden, um was es geht: Geht es um den Souk in Dubai? Um die Dachkonstruktion? Um den Herrn in der Mitte? …? Ein hoher Ikonizitätsgrad ermöglicht hier viele Deutungen.
Generell werden Bilder in der Kommunikation wie Prädikate verwendet, um etwas mitteilen zu können, muss mitgeteilt werden, worüber sie eine Aussage machen. Je einfacher – abstrakter – Bilder sind, desto kleiner solle die prinzipielle Bandbreite möglicher Deutungen sein.
Abstrahierte Bilder lassen sich auch als Verdichtungen verstehen, weniger Details pro Flächeneinheit. Sie können helfen, die Geschwindigkeit der Interpretation zu steigern, z.B. Verkehrszeichen.
„Compression makes speed by cars and even by visual stereotypes.“
“All is Vanity” von Charles Allen Gillbert (1873-1929) – die „Wegnahme“ der Schärfe macht aus dem Vexierbild ein eindeutiges Bild.
Bildvergleich
Liniennetzkarten sind weit verbreitete Abstraktionen.
Vergleichen Sie zwei Liniennetzkarten aus Ihrer näheren Umgebung hinsichtlich Übersichtlichkeit, Abstraktionsstrategie u.ä.
Ziehen Sie auch andere Karten des selben Gebietes heran – topografische Karten, Stadtpläne, Straßenkarten, Google-Earth &c.
zuerst veröffentlicht 19. 09. 2010