Visuelles Kommunizieren, Inszenieren und damit Ausstellen sind wesentlicher Inhalt des Bildunterrichts. Schülerinnen und Schüler werden deshalb von Anfang an in die Planung und Organisation der Ausstellung eingebunden. Sie fungieren nicht nur als Helfer beim Bilderaufhängen, das die LehrerIn plant und bestimmt. vgl. dazu Museen sehen.
Ausstellungen als Werbung für den Bildunterricht
Defizit in der Ausbildung
Weder in der LehrerInnen- noch in der Kunstausbildung wird großer Wert auf Ausstellungstechniken und -methoden gelegt. Vermutlich steht dahinter die traditionelle Auffassung, dass Kunstwerke an sich so stark sein müssen, dass sie keine eigene Inszenierung brauchen. Inszenierung schaut immer nach Manipulation und Promotion aus: „gute Qualität hat das nicht nötig“. Mit dem Aufkommen der Installationen als eigene Kunstgattung hat sich die Einstellung ein wenig geändert.
Konkurrenz und Visualität
Im Kleinen wie Großen konkurrieren Schulfächer um Ressourcen (Geld, Ausstattung, Zeit): in der einzelnen Schule ebenso wie bei der Erstellung von Stundentafeln im Allgemeinen. Der Bildunterricht einen entscheidenden Vorteil: seine Ergebnisse lassen sich in all ihrer Breite leicht, umfangreich und gleichzeitig präsentieren. Das Publikum muss weder still sitzen, noch lesen; es kann schauen und dabei anderen Beschäftigungen wie Reden, Essen und Trinken nachgehen. Die Ausstellungen lassen sich entsprechend inszenieren, bewerben, in der Lokalpresse oder im Netz veröffentlichen und mit Bildern dokumentieren. Visualität ist ein medialer Vorteil.
Betrachter aktivieren
Guckkästen: die Exponate sind nicht einfach zu sehen. Die Betrachter tun etwas, damit sie das Angebot sehen können (sie haben Energie investiert und sind deshalb aufmerksamer). Und sie sind mit ihrer Betrachtung allein.
Im deutschen Pavillon auf der Biennale für Architektur 2006. Die Exponate müssen aufgedeckt werden. In den beleuchteten Kästen gibt es was zu sehen, in den Deckeln was zu lesen.
Manchmal schaffen es selbst die größten Meister nicht, Aufmerksamkeit zu bekommen. Repliken europäischer Malerei in einem unterirdischen Einkaufszentrum in Osaka.
Ausstattung
Vor allem bei Ausstellungen außerhalb der Schule sollte vorab geklärt werden, welche Möglichkeiten vorhanden sind. Gibt es ein Ausstellungssystem? Was muss dazu besorgt werden. Die Methode, gerahmte Bilder mit Schnüren an Leisten zu hängen, wirkt altmodisch und führt zu einem einheitlichen Ausstellungslook, der von Anfang an langweilig ausschaut.. Besser ist es, die Wand lässt das Setzen von Dübeln zu. In Schulen können für die Rahmen feste Plätze existieren – auch hier besteht die Gefahr, dass die Ausstellungen immer gleich aussehen.
Personal
Wer hilft beim Aufbau der Ausstellung? Wie lange dauert dies? Welche Kompetenzen haben die Helfer? Wer bewacht die Ausstellung? Nachmittags können das ältere Schülerinnen und Schüler übernehmen.
Budget
- Welches Budget steht zur Verfügung?
- Wie wird dieses Budget verteilt?
- Wer übernimmt die Kosten für das Plakat und die Einladungskarten, die Schule oder die Einrichtung, bei der die Ausstellung stattfindet?
- Wer zahlt die eventuellen Portokosten für die Einladungen?
- Wer sponsert die Verpflegung?
Dokumentation
Nicht nur im Kunstzusammenhang sind gute Dokumentationen wichtig, sie sind in aller Regel das einzige, was bleibt; deshalb ist es wichtig einen Teil des Etats dafür zu reservieren. Dies können großformatige Fotos sein, die in der Schule an prominenter Stelle noch lange von der Ausstellung berichten, aber es sind auch Kataloge, Internetauftritte oder umfangreiche Dokumentationen in der Schulbibliothek denkbar.
Sonstige Ressourcen
Bei der Auswahl von Ausstellungsplätzen sollte man auch ein Auge auf weitere Ressourcen haben, die im Ort liegen. Videogeräte, Beamer, Essen &c.
Die Ausstellung
Auswahl der Exponate
Eine Ausstellung, mit der die Schülerinnen und Schüler zu verstärkten Anstrengungen motiviert und dafür belohnt werden, zeigt möglichst von allen Arbeiten. Wenn es darum geht, Sponsoren zu gewinnen, wird eine Auswahl getroffen, die die Absicht unterstützt.
SchülerInnen stellen SchülerInnen aus
SchülerInnen kuratieren Ausstellungen von Arbeiten aus anderen Klassen. Eine Oberstufenklasse stellt eine Ausstellung von Arbeiten von UnterstufenschülerInnen zusammen – oder umgekehrt.
Visualität
Ausstellungen sind in allererster Linie Ausstellungen, d. h. sie wirken auf den Betrachter visuell. Bei vielen Ausstellungen erinnern wir uns eher an die Ausstellung als an die einzelnen ausgestellten Arbeiten. Die Auswahl der Arbeiten muss also vor allem die Ausstellbarkeit und Wirkung in der Ausstellung berücksichtigen. Wir schauen in erster Linie auf die Art der Hängung, der Präsentation und der Gestaltung insgesamt.
Zusammenhang
Ort und Zusammenhang, in dem eine Ausstellung gezeigt wird, kann bei der Auswahl der Exponate eine große Hilfe sein; sie können das Thema bieten. Ausstellungen werden interpretiert. Ausstellungsbesucher erwarten, dass es was zu verstehen gibt. Sie freuen sich, wenn sie etwas verstehen. Zusammenhänge zwischen Anlass und Ort und Exponaten bieten schnelle und einfache Aha-Erlebnisse. Z.B. das Thema Strom beim örtlichen Stromanbieter.
Informationen
In einer Ausstellung mit Schülerarbeiten sind Informationen über die Aufgabenstellung, das Alter der Schülerinnen und Schüler und die mit den Aufgaben verfolgten Ziele wichtig, um die Exponate zu verstehen. Auf oder neben den einzelnen Schülerarbeiten vermerken die Schülerinnen und Schüler, was sie beabsichtigt und was sie dabei gelernt haben. ACHTUNG: wenn die Arbeiten als Kunstwerke präsentiert werden sollen, dürfen die Angaben über das Gelernte nicht auf den Blättern selbst stehe., Wenn allerdings deutlich werden soll, dass es sich um Übungsarbeiten im Rahmen von Unterricht handelt, dann wird dies durchs Draufschreiben unterstrichen – es entstehen keine falschen Eindrücke.
Wenn die Exponate wenig oder dürftig sind, dann lässt sich die Ausstellung durch die Dokumentation des Ausstellungsaufbaus erweitern.
Videos
Videos werden zunehmend in Ausstellungen verwendet und dabei gibt es einiges zu bedenken. Monitor oder Beamer? Der Monitor kann frei auf einem Sockel stehen oder in einer Wand eingebaut sein. Die Projektion kann von vorne geschehen oder durch so genannte Rückenprojektion. Der eventuelle Ton muss deutlich sein, man kann Kopfhörer überlegen, aber dann erscheint das Video oft als weniger bedeutungsvoll. Wenn man will, dass das Publikum eine echte Möglichkeit haben soll, das Video zu sehen, sollten Sitzplätze vorhanden sein. Wenn das Video von Anfang an gesehen werden soll, sollte ein Schild die Zeiten angeben, wann das Video startet, z. B. jede halbe Stunde. Außerdem ist es üblich, die Länge des Films in Minuten anzugeben.
Mit einfachen Mitteln lassen sich effektive Projektionsflächen herstellen – Holzleisten und Transparentpapier, oder eine halbtransparente Glasfläche, die frei im Raum hängt. Auch konventionelle Schülerarbeiten (Bilder auf DIN A3) lassen sich mit dem speziellen Leuchten einer Projektion aufwerten.
Sound
Seit den 1990er Jahren sind „tönende“ Ausstellungen immer üblicher. Auf den Biennalen hört man mittlerweile ein ständiges Getöse „Stille“ Ausstellungen sind immer seltener. Das sollte berücksichtigt werden. Ausstellungen ohne Sound wirken zunehmend leer und unbelebt.
visuelle Aufwertung
Wenn die Besucher im Raum herumgehen können, bleiben sie üblicherweise eine Weile da. Man sollte sich sehr um visuelle Zugängen bemühen. Eine Skulptur lässt sich etwa durch Dokumentarfotos über die Herstellung und den Transport visuell aufwerten. Dadurch bekommt der „Herstellungsprozess“ eine zusätzliche semantische „Aufladung“. Er wird zeichenhaft gedoppelt und damit wichtig. – Stichworte im Kunst- und Kunstpädagogikdiskurs: Prozesshaftigkeit, das Performative, Kunst als Prozess, Prozessorientierung …
Selbst organisierte Ausstellungen
Ausstellungen außerhalb der Schule muss man in der aller Regel selbst organisieren. Sollte der Raum, in dem ausgestellt werden soll, zu groß für die eigenen Exponate oder groß genug für mehr sein, kann man sich eventuell mit Kolleginnen und Kollegen zusammentun und gemeinsam zu einem Thema arbeiten.
Hier könnte man, je nach zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten, versuchen die Zusammenarbeit geografisch oder strukturell spannend zu machen. „Salzburger und Madrider SchülerInnen zeigen Arbeiten zum Thema Globalisierung“ oder „Kindergartenkinder und Oberstufenschülerinnen zeigen Arbeiten zu ihrem Lieblingsessen“ in einem Lebensmittelmarkt. Erfahrungsgemäß wecken derartige Ausstellungen ein erhöhtes Medieninteresse vor allem dann, wenn die Partner weit auseinander „liegen“.
Aktive Einladungen
Wie schon erwähnt, ist es immer von Vorteil, die Besucherinnen und Besucher zu aktivieren. Die Einladungskarten könnten so gemacht sein, dass sie von den Besuchern verändert, zur Eröffnung mitgebracht und dann Teil der Ausstellung werden.
Mitnehmsel
Einzelhandelsunternehmen wie Museen versuchen Besucherinnen und Besucher langfristig durch kleine Geschenke oder Souvenirs (Give-Aways) zu binden. Dies leisten Kalender oder andere Werbegeschenke ebenso wie Einkaufstüten. In Kunstmuseen befriedigen die BesucherInnen diese Bedürfnisse im Museumsshop. Ähnlich wie aktive Einladungskarten auf die Ausstellung vorbereiten, können Mitnehmsel die Dauer und Wirkung der Ausstellung zu Hause in den Wohnungen der BesucherInnen fortsetzen.
Die posthum ausgestellte Arbeit von Félix Gonzales-Torres auf der Biennale 2007 im amerikanischen Pavillon führt das perfekt vor.
Kosten
Raum
Für Ausstellungen mit Schülerarbeiten fallen in der Regel keine Mietkosten an: entweder man stellt sowieso in den eigenen Räumen aus, oder die Einrichtungen verlangen nichts, weil Kinder und Jugendliche immer eine gute Sache sind; dadurch fällt auf die Einrichtungen ein gutes Licht der Freigebigkeit.
Technik
Technik kann teuer sein. Hier können eventuell Kolleginnen und Kollegen oder die Eltern der Schülerinnen und Schüler aushelfen.
Vermarktung
Dieser Teil sollte nicht unterschätzt werden. Es sollten 25-30% des Budgets auf diesen Posten entfallen. Wenn es möglich ist, die Vermarktung so zu organisieren, dass sie ein Teil des Ausstellungsprojektes ist, macht man einen doppelten Gewinn.
Informationsblatt
Eine Ausstellung braucht einen Text. In ihm wird die Bedeutung der Ausstellung unterstrichen, er ist eine Interpretationshilfe. Den kann man mit Email und mit einer Pressemitteilung verschicken. Selbstverständlich sollte er in der Ausstellung verfügbar sein; ausgelegt oder an der Wand.
Katalog
Viele wollen einen Katalog zur Ausstellung haben, aber das ist teuer. Außerdem ist es selten möglich, dass der Katalog rechtzeitig fertig wird, um die aktuelle Ausstellung beschreiben zu können. Wenn man der Meinung ist, die Ausstellung, die man gemacht hat, habe beachtliche Qualitäten, kann man versuchen nachher einen Katalog zu machen.Die Fotos können aber auch in der Schule ausgehängt werden.
Lars Vilks. Gute Kunst: Qualität in der Kunst 2001
Videos über Qualität in der Kunst von Lars Vilks