von Uli Schuster
Version von 2018 als E-Book (epub) veröffentlicht im Oktober 2024
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Vorab und zur Entlastung
In seinem Roman Im Namen der Rose spielt für Umberto Eco der verschwundene zweite Band von Aristoteles Poetik eine dramaturgisch wichtige Rolle. In diesem Werk ging es wohl um die Komödie und manches deutet darauf hin, dass Aristoteles auch dieser Form des Dramas eine heilende Wirkung zugeschrieben hat, was für den blinden Mönch und Bibliothekar Jorge ein Verbrechen an der Tragödie christlichen Leidens und der transzendentalen Bestimmung menschlicher Existenz darstellt. Das Lachen hat im Neuen Testament keinen Ort. Auch heute noch ist der christliche Kirchenraum kein Ort für Witz und Gelächter.
Das gilt auch für das Museum, das zuerst dem Sakralraum von Klöstern und Kirchen, später den Herrschaftszonen der Schlösser entsprungen ist. Doch hat die Psychoanalyse die heilende Kraft des Lachens längst wissenschaftlich beschrieben, was auf Jahrmärkten, Wirtshäusern und Cabarets immer schon eine Binsenweisheit war. Soweit es das bildhafte Gestalten betrifft, muss man in der Beziehung auch kein Defizit diagnostizieren. Späße sind hier keine Rarität und sie werden – wie sich das für guten Witz gehört – mit allem Ernst vorgetragen. Das Komische, die Parodie, die Karikatur, der Witz ringen dem Kunstfreund jedoch bestenfalls ein stilles, in sich gekehrtes Vergnügen ab. Die Kunst hat es verstanden, der Karikatur, der Parodie, den Caprichos, der Satire und lange Zeit auch dem Genre den Zugang bestenfalls durch die Hintertür oder den Seiteneingang zu ermöglichen. In Museen wird selten gelacht, auch wenn sich einige Künstler durchaus Mühe gegeben haben, ihre Kunst dem Gelächter und der Lächerlichkeit preiszugeben. Beim Publikum scheint die Lizenz zum Lachen über Kunst noch nicht recht angekommen zu sein. Und auch die Kunsterzieher schlagen sich in überwiegenden Teilen auf die Seite der Andacht, des Staunens und der Bewunderung.