Wolfgang Ullrich schreibt über die „… Willkür der Rechteinhaber […], die über das Urheberrecht das Image der Künstler steuern wollen.“
https://www.perlentaucher.de/essay/gegen-die-instrumentalisierung-des-urheberrechts.html
hier ein Zitat als Teaser zum Lesen des Artikels
Galerien wie die von Bärbel Grässlin handeln also, genau genommen, oft gar nicht mehr mit Kunst, sondern mit Luxusmarken. Ihre Kunden interessieren sich nicht dafür, ob ein bestimmter Künstler modern, postmodern oder Teil einer ‚Zweiten Moderne‘ ist oder wie sich seine Werke unter kunstwissenschaftlichen Kriterien und in kunsthistorischen Zusammenhängen darstellen. Sie kaufen die Werke vielmehr wie Handtaschen einer globalen Marke: nach dem Muster und nach dem Preis. Gab eine Galerie einem interessierten Sammler früher die neuesten Texte über den jeweiligen Künstler mit, um zu signalisieren, dass er in der Diskussion ist und dass kluge Menschen über ihn nachdenken, teilt sie ihm heute also nur mit, dass die Preise vermutlich bald steigen.
Um doch noch einmal in kunstwissenschaftlicher Manier zu formulieren, was hier stattfindet, ließe sich von einer Umkehrung des Prinzips ‚Readymade‘ sprechen. So werden Objekte wie die Gemälde Förgs, die als Kunst entstanden sind, gerade nicht mehr als Kunst verkauft. Und so wie das Kunstpublikum sich einst daran gewöhnt hat, Gegenstände, die ursprünglich nicht Kunst waren, als Kunst wahrzunehmen, muss man sich nun eben darin üben, Kunst als Luxusware wahrzunehmen. Mit ihrem Verhalten hilft die Galerie nach Kräften bei der Umstellung. So wird man eher früher als später die Lust verlieren, noch kunstwissenschaftliche Texte über Künstler zu schreiben, deren Werke man nicht angemessen abbilden darf. Immerhin gibt es genügend andere Kunst, bei der das problemlos möglich ist. Kunstwissenschaftlern geht die Arbeit also nicht aus, nur weil sie über Günther Förg und einige andere nicht mehr schreiben. Und nachdem sie künftig vielleicht auf einer eigenen Internet-Plattform ihre Erfahrungen mit Rechteinhabern oder Galerien austauschen, können sie sich zudem viel Frust ersparen. Umso schneller und klarer wird sich abzeichnen, welche Künstler auch weiterhin in Kategorien der Kunst zu betrachten und zu bewerten sind, welche hingegen aus dem Kunstdiskurs herausfallen und fortan zu den Luxusmarken gerechnet werden.
Das ist wie Ullrich in seinem Buch Siegerkunst. Neuer Adel – teure Lust (Berlin Wagenbach 2016) zeigt kein Einzelfall. Die Kunstpädagogik reagiert meiner Wahrnehmung auf diese Veränderungen im Kunstbetrieb nicht