Bisher waren wir gewohnt, Sprache und Schrift als die zentrale Art & Weise der gesellschaftlichen Kommunikation zu sehen. Literacy - also Lesen und Schreiben zu können - war gleichbedeutend mit "Bildung". Heute sehen wir, dass Botschaften multimodal sind. In der Schule ist das noch kaum angekommen: hier dominiert die Sprache. Bilder werden (bisher) selten problematisiert.
Die vorherrschende Form der medialen Kommunikation sind Bildschirm und Webseite. Hier ist die Information auf der Fläche angeordnet. Der Bildschirm wird vor allem durch das Prinzip der Fläche und der Bilder bestimmt. Der Nutzer „besucht“ die Seite und liest selektiv.
Während traditionelle Leser versuchen die Gedanken des Autors zu verstehen und nachzuvollziehen, stellen sich Besucher von Webseiten aus dem Angebot die Botschaft selbst zusammen. Sie wollen sich nicht durch lange Texte gängeln lassen. G. Kress schreibt, dass aus Lesern Besucher werden, die als Designer ihre Texte aus den angebotenen Informationen selbst zusammenstellen.
Bei den Webseiten hat sich der Text dem Design anzupassen. Dass es sich hier um eine allgemeine Erscheinung handelt, lässt sich etwa an Schulbüchern zeigen. Hier folgt längst nicht mehr das Layout dem Text, sondern der Text dem Layout – am Bildatlas Kunst lässt sich das gut erkennen.
Kommunikation läuft heute in aller Regel über mehrere Kanäle gleichzeitig (multimodal): Bild – Text – Textgestaltung – Farben – Medium – Gestaltung der Botschaft insgesamt. Bilder haben in ihrer Menge und in ihrer Wirkung stark zugenommen. Sie werden in der privaten und medialen Kommunikation dauernd eingesetzt. Implizites Wissen oder Halbwissen reichen hier nicht mehr so recht aus, es braucht neue Kompetenzen.
- Bücher zum Thema.
Kress, Gunther, Literacy in the New Media Age, London: Routledge, 2003. - Kress, Gunther R. und Leeuwen, Theo van, Reading images- the grammar of visual design, London [u.a.]: Routledge, 2006.
- Kress, Gunther, Multimodality- A social semiotic approach to contemporarycommunication, London: Routledge, 2010.