So lange sich die Kunstpädagogik an ihrem Bestimmungswort "Kunst" orientiert, wird sie den Herausforderungen an einen relevanten Unterricht nicht gerecht werden.
Das Zitat lautet im Original „Denn wenn es Kunst ist, ist sie nicht für alle, und wenn sie für alle ist, ist sie keine Kunst.“ und stammt von Arnold Schönberg. Er beschreibt Kunst hier als elitär. Wenn Kunstunterricht in der allgemeinbildenden Schule gelingt, dann verschwindet nach dieser Sichtweise sein Gegenstand. Empirisch gesehen ist Kunstvermittlung nicht erfolgreich, eher kontraproduktiv. Nicht nur nach Schönberg scheitert sie aus strukturellen Gründen: Wenn sie gelingt, dann ist Kunst für alle. Hm, aber dann fehlt eine wichtige Eigenschaft von Kunst, nämlich nicht Mainstream zu sein.
Mein Vorschlag: Die Ressourcen, die in die Kunstvermittlung gesteckt werden, sinnvoller für die Beschäftigung mit den Bildern einsetzen, die gesellschaftlich relevant sind.
Warum wir eine Bilddidaktik brauchen
Fachdidaktik begründet Ziele und Inhalte eines Schulfaches. Sie kümmert sich also darum, welche Kompetenzen Schülerinnen und Schüler im jeweiligen Fach erwerben (sollen).
Schule und Unterricht sind Dienstleister bzw. Dienstleistungen. Sie sollen die SchülerInnen dazu befähigen und veranlassen, Wirklichkeitsmodelle und Einstellungen zu entwickeln, die es ihnen und der (bezahlenden) Gesellschaft ermöglichen, in der Welt zurecht zu kommen.
Unterricht muss sich anpassen
Unterricht bezieht sich damit auf eine bestimmten historische Situation – die jeweilige Gegenwart und die erwartete Zukunft. In der Welt zurechtzukommen erfordert, dass der Unterricht die spezifischen Bedingungen der jeweiligen Situation berücksichtigt. Wenn sich also die Umstände ändern, müssen die Schule und die Lehrerinnen und Lehrer ihren Unterricht an diese anpassen. Das gilt für Inhalte, Ziele und Methoden.
Gesellschaftliche Kommunikation ist heute multimodal, wobei das Visuelle auf Kosten der Schrift/Sprache an Bedeutung zu genommen hat.
In weiten Teilen der Kunstpädagogik ist man sich einig, dass die Aufgabe der Disziplin heute u. a. darin besteht, die SchülerInnen auf ein Leben in der Welt der Bilder vorzubereiten. Auch war es relativ einfach, sich auf bestimmte Standards (BDK-Bildungsstandards 2008) und Kompetenzen zu einigen. Schwierig wird es, wenn konkreter Unterricht und konkrete Wissensbestände genannt werden sollen. Hier orientiert sich die Kunstpädagogik oft noch an den Traditionen, die Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Kunsterziehung begonnen haben. Viele Techniken sind weniger praktisch als sportlich motiviert.
Viele Lehrerinnen und Lehrer lassen sich ebenso wie diejenigen, die von Berufs wegen darüber nachdenken, vom Bestimmungswort „Kunst“ in Kunstpädagogik gängeln (Kunst ist ein Holzweg). Wir sollten deshalb dieses Wort durch ein anderes ersetzen (pdf) – mein Vorschlag: Bild.
erst veröffentlicht 30. 03. 2011