Eine mediologische Perspektive geht (nach Régis Debray) von der Grundannahme aus, dass sich die symbolischen Aktivitäten einer Gesellschaft – zum Beispiel ihre Religion, ihre Ideologien, ihre Kunst, ihre Vorstellung von Bildung – nicht unabhängig von den Technologien erklären lassen, die diese Gesellschaft benutzt, um ihre symbolischen Spuren zu erfassen, zu archivieren und zirkulieren zu lassen. Vor diesem Hintergrund könnte die kurze offizielle Episode der Visuellen Kommunikation im Diskurs der Kunstpädagogik, die zeitgleich mit dem Fernsehen als Massenmedium in die Welt kam, als ein erstes Anzeichen für einen medienkulturellen und in dessen Folge epistemologischen Wandlungsprozess angesehen werden, der Auswirkungen hat auf das Verständnis von Bild, von Kunst und von den mit diesen Begrifflichkeiten zusammenhängenden Konzeptionen von Bildung. Mit diesem Wandlungsprozess haben wir noch immer (und vermutlich noch eine ganze Weile) zu tun. Er betrifft die über Jahrhunderte eingeübten Selbstverständlichkeiten der von der Abbildungstechnologie der Zentralperspektive und der Informations- und Kommunikationstechnologie des Buchdrucks geprägten Mediosphäre, in der sich auch das von Jacques Rancière so genannte Ästhetische Regime der Kunst verortet. Denn nun, nach dem Internet oder besser gesagt, nachdem das Internet etwas neues und Besonderes war, ist die Kunst eine andere. Und ihre Pädagogik ebenso.