Kleinbürgerbarocke Inszenierung, Produktsakralisierung und damit verschämte Überhöhung billiger Rauscherzeugung – Hermann K. Ehmer hat die Doornkaat Reklame zu Beginn der 70er Jahre seziert und damals (ganz im Sinne Wolfgang Fritz Haugs) ideologisch korrekt in den Senkel gestellt.
Ein paar Jahre später präsentiert sich der Deutsche Trinker in neu gewonnener Lässigkeit in der legendären JÄGERMEISTER-Kampagne ganz offen und scheinbar vollkommen authentisch als trink-freudig.
Dieser bemerkenswerte Übergang markiert nicht nur einen soziokulturellen und mentalen Wandel innerhalb der deutschen Nachkriegskultur, sondern auch den Beginn einer Entwicklung, deren Ergebnis wir erst heute im Zeichen von Digitalisierung und Social Media deutlich erkennen können: Dem Marken-Owner und seinen Werbe-Profis, denen einst die Macht zugeschrieben wurde, Produkte als kulturprägende Botschaften zu generieren und zu zelebrieren, bleibt heute lediglich noch die Arbeit am Signifikanten, während es dem Diskurs der Konsumenten obliegt, die Signifikation der Produkte zu betreiben.