hier gibt es viele Links zur Geschichte des Bildunterrichts

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Texte und Materialien zur Geschichte von Bildunterrichts, Kunstpädagogik, Bildnerischer Erziehung

Wissen und Können sind historisch: sie entwickeln sich in einer bestimmten Situation, werden angewendet und wieder vergessen. Für ein kritisches Lernen ist von Vorteil, diese Zusammenhänge zu kennen und zu berücksichtigen. Die Beschäftigung mit der Geschichte eines Schulfaches ist nicht nur für die Lehrerinnen und Lehrer sondern ebenso für die Schülerinnen und Schüler wichtig.

Neben einer Übersicht über die Entwicklung der „Kunst“, der Bilder und der Medien sollte auch eine über die Entwicklung des Faches in jedem Fachraum hängen – mit Abbildungen von Beispielen.

Wissen und Können sind Werkzeuge, die es uns ermöglichen, in der Welt zurechtzukommen. Wenn wir Wissen und Können so verstehen, ist der Zusammenhang, in dem sich diese entwickeln, nicht gleichgültig. Für den Unterricht bedeutet das: über Wissen und Können hinaus müssen die Schülerinnen und Schüler etwas über die Zusammenhänge wissen, unter denen diese entwickelt wurden. Jedes Schulfach braucht deshalb eine historische Perspektive: wann sind welche Inhalte in das Schulfach eingebaut worden? welche Umstände haben dazu geführt?
Dies nicht zuletzt deshalb, weil sich trotz der Veränderung der Lehrpläne und neuer Ideen die Traditionen in der Schulpraxis über eine lange Zeit halten. Neben der Arbeit mit den neuen Medien und nach den Methoden der aktuellen Kunst finden wir immer noch Elemente des Zeichenunterrichts des 19. Jahrhunderts. Und der Malkasten, ursprünglich vor allem im so genannten Dilettantismus am Ende des 18. Jahrhunderts verwendet, gehört immer noch zur Grundausstattung von Schülerinnen und Schülern.
Theoretisches Wissen ist keine „Abbildung“ der Welt sondern eine menschliche Konstruktion, die dazu dient, die Welt begreifbar und handhabbar zu machen. So gesehen ist Wissen nicht richtig oder falsch, sondern etwas, für das man eintreten und das man überprüfen kann. Über Wissen lässt sich diskutieren, es ist nicht ein für alle mal gegeben und nicht unabhängig von Interessen. Damit die Schülerinnen und Schüler eine solche Auffassung von Wissen entwickeln können, müssen die Fächer eine historische Dimension bekommen.
Wissen soll nicht als fertige Antwort losgelöst von spezifischen geschichtlichen Zusammenhängen präsentiert werden, sondern als Reaktion, die in einen besonderen Zusammenhang unter besonderen Umständen und auf besondere Art zustande gekommen ist.
Fachgrenzen haben weit zurück liegende Ursachen und gehen auf wissenschaftliche Facheinteilungen, Kunstarten und Arbeitsgebiete zurück. Die wissenschaftliche Spezialisierung hat dazu geführt, dass die Identität zwischen Schulfach und Universitätsfach immer schwerer aufrechtzuerhalten ist. Was für die wissenschaftlichen Fächer gilt, gilt auch für die Bildnerische Erziehung, weder die Ausbildung eines Künstlers noch die eines Grafikers oder Architekten usw. decken das Feld ab, das das Unterrichtsfach heute umfasst. Genau genommen hat das Schulfach Bildnerische Erziehung oder Zeichnen nie genau mit der Kunst oder dem technischen Zeichnen übereingestimmt. Es war immer eine eigene Konstruktion, die sich weniger aus fachlichen denn gesellschaftlichen Forderungen verstehen lässt.
Ein Schulfach ist kein von sich ausgebenes Phänomen, es ist eine soziale Konstruktion, die im Lauf der Zeit verändert wird. Der Bedarf für einen Unterricht in bestimmten Gegenständen kann verschwinden, teils weil sie nicht mehr als wesentlich erscheinen, teils weil Wissen und Können Bestandteile des Alltags sind, etwa materialisiert als Werkzeuge und Apparate oder als Allgemeinwissen und gesunder Menschenverstand. – Wenn wir an die Fotokamera denken, die das Abzeichnen als Erinnerungsmdium überflüssig gemacht hat. – Überreste aus  weit zurück liegenden Traditionen sind allerdings ziemlich üblich: Zeichnen ist immer noch ein wesentlicher Bestandteil der Bildnerischen Erziehung… die Begründung hat sich allerdings geändert. Es geht weniger um die Herstellung eines genauen Bildes als um die genaue Beobachtung und Wahrnehmung.
(Der Text folgt weitgehend: Ingrid Carlgren, Kunskap och lärande, in: Skolverket, Bildning och kunskap, Stockholm 1992, S. 44f)

Über die Zeiten betrachtet kann man feststellen, dass nicht alle Spuren früherer Auffassungen einfach verschwinden, sondern dass sie als historische Ablagerungen weiterleben, als Traditionen, die von verschiedenen LehrerInnengruppen in der Schule verkörpert und getragen werden. Das hat dazu geführt, dass das Fach immer weiter ausgedehnt wurde. – Die Digitalkamera hat weder den Bleistift noch den Malkasten verdrängen können, die Visuelle Kommunikation hat zu neuen Themen geführt, ohne dass dafür ältere einfach verschwunden sind.
Neue Lehrpläne scheinen so gesehen nur in begrenztem Umfang durchgeführt zu werden. Ein Grund dafür dürfte in den weitreichenden Fachtraditionen liegen. Eine Institution lässt sich nicht auf Null stellen und neu starten, so als hätten die Akteure keine Vergangenheit. Die verschiedenen Lehrpläne, Auffassungen und Denkweisen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten maßgeblich waren, sind nach wie vor virulent und beeinflussen den Unterricht. Alte und neue Ideen existieren nebeneinander her. Neue Inhalte, die dazu kommen, werden im Verhältnis zu den vorhandenen behandelt. Das macht es neuen Inhalten und Sichtweisen schwer, sich in der Schule durchzusetzen.

vgl. Åsén, G. (2006).Varför bild i skolan? In U. P. . Lundgren (Hrsg.), Uttryck, intryck, avtryck –. (S. 107 – 122). Stockholm: Vetenskapsrådet.