Prüfung. Hinterglasbild, 19. Jahrhundert, Museums für Sächsische Volkskunst (Volkskunstmuseum), Dresden.

Prüfung. Hinterglasbild, 19. Jahrhundert, Museums für Sächsische Volkskunst (Volkskunstmuseum), Dresden.

Die Situation ist leicht zu verstehen:
die Tochter zeigt der Mutter, was sie gelernt hat. Der Mann hinter ihr ist kenntlich am Buch, das er in der rechten Hand hält, der Hauslehrer. Das Bild besticht durch die Sparsamkeit der Darstellung. Der runde Tisch, der Stuhl und die Vorhangdraperie zeigen ein bürgerliches Wohnzimmer.

Wozu wurde dieses Bild verwendet?

Offensichtlich handelt es sich um ein Mahnbild. Das Bild erinnert das Mädchen daran, dass es von Zeit zu Zeit vor der Mutter Rechenschaft über das Gelernte ablegen muss. – Sowohl die sitzende Mutter wie der stehende Hauslehrer deuten mit dem Zeigefinger auf den Kopf des Mädchens, das sich quasi zwischen deren beider Anforderungen gestellt sieht.
Es hängt wohl ursprünglich im Zimmer des Mädchens. Die Bedeutung kennt es aus Ermahnungen des Lehrers und der Mutter. Das Bild soll bei jedem Betrachten an die Pflichten erinnern.

Das Mädchen zwischen den mahnenden Zeigefingern von Hauslehrer und Mutter.

Diskussion

Was spricht für die Annahme, dass es sich bei der rechten Person um den Hauslehrer und nicht etwa um den Vater des kleinen Mädchens handelt?
Was macht ein (derartiges) Bild für den damit verfolgen Zweck geeignet?
Durch welches andere Medium könnte das Bild ersetzt werden? (Vorteile – Nachteile)
Welche anderen Bilder erfüllen eine ähnliche Funktion?
Welche Bilder verwenden wir heute für ähnliche Zwecke?
Welches Bild würden Sie an Stelle der Eltern heute aussuchen, um Ihre Tochter zum fleißigen Erledigen der Hausaufgaben zu ermahnen?
Diskutieren Sie die eigenartige Reduktion auf  das Wesentliche, die dieses Bild auszeichnet: Was könnte noch weggelassen werden? Wie würde die Aussage sich verändern?

erste Veröffentlichung 25.12.2007